Sunday, December 24, 2006


Merry Christmas, wuenschen euch allen von ganzem Herzen der srilankische Santa Clause und Nina. Ich habe in den letzten Monaten auf Sri Lanka viel erlebt, bin an meine Grenzen gestossen, doch viel mehr noch trage ich viele bereichernde Erfahrungen in mir und habe gute Freunde gewonnen. Ich verabschiede mich fuer zwei Wochen und breche mit ein paar Freunden meiner Familie aus Deutschland am 23. Dezember in die wohl verdienten Weihnachtsferien auf. Eine kleine Tour ins Hochland und ein hoffentlich Feuerwerkerfuelltes Silvester am Bentotabeach im Suedwesten, warten auf uns. Lasst es euch gut gehen, geniesst Schnee, oder auch Sonne :-), je nachdem auf welchem Teil der Erde ihr euch gerade befindet. Denkt am Heiligabend am Kamin oder unter Palmen mal an mich hier in der Ferne. Ab Januar koennt ihr dann wieder meine Berichte wieder hier verfolgen. . Empfehlen moechte ich euch auch nochmal die Seite http://www.abgeschoben-waf.de,/ wo ihr die Geschichte der Familie Thadchanamoorthy verfolgen koennt, mit der ich hier zu tun habe.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und einen fulminanten Start ins Jahr 2007!!!.

Love and Peace Eure Nina

Weihnachten in Sri Lanka.....

Das erste Mal bin ich am Weihnachtsfest nicht in Beelen. Es ist ein seltsames Gefühl. Ich grüße meine Familie, meine Freunde, Verwandten und Bekannten. Weihnachten in Sri Lanka – Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad, kein Tannenbaum, aber geschmückte Palmen. Hellhäutige Jesuskinder in den Krippen. Inhalte der Festgestaltung, die denen in Deutschland oft sehr ähnlich sind. „Für mich ist in der Weihnachtszeit am wichtigsten, unseren Kindern im Waisenhaus gerade jetzt ein Gefühl von Zuhause zu vermitteln und Familie mit ihnen zu leben“. Eine wunderschöne Weihnachtsfeier in der St. Joseph’s Class, dem Waisenhaus auf dem Konventgelände in Nayakakanda, Wattala, geht zu Ende und ich komme mit der Leiterin Schwester Mary Rosary ins Gespräch über die Weihnachtszeit. „Joy to the World“ sang der Kinderchor, geschmückt mit Rentiergeweihen. Engel, Hirten und die Weisen aus dem Morgenland besangen später in mitten einer Schafherde, die Geburt Jesu im Krippenspiel. Geschmückt mit Blumen erfüllten die Mädchen die festliche Stimmung mit traditionellen Tanzdarbietungen. Zum Schluss hüpfte Santa Clause mit seinem prall gefüllten Geschenksack durch die Menge. In allen Institutionen der Schwestern vom Guten Hirten feiern diese gemeinsam mit ihren Klientinnen. Auch in vielen Kirchengemeinden Sri Lankas finden solche Weihnachtsfeste in den Gemeindehäusern statt. Weihnachtssymbole wie der Adventstanz, die Krippe und der Weihnachtsbaum stimmen in den christlichen Familien auf den Freudentag ein. Die Kerzen am Adventskranz werden in den Gemeinden im Rahmen der Sonntagsmesse angezündet. „Wir begehen Weihnachten mit vielen Traditionen und Bräuchen“, erzählt mir die Schwester Superior, Mary Princy. Mit der Adventszeit nehmen auch die „Little angels“ in Sri Lanka vielerorts ihre Arbeit auf. Alle tauschen versteckt ihre Namen untereinander aus. Für den ausgewählten „Engel“ betet man die ganze Adventszeit über besonders intensiv und offenbart sich ihm am Heiligen Abend durch die Gabe eines Geschenkes. Eine spezielle Tradition der Schwestern ist das „Skip a Meal“, eine Art Fasten. „Wir beschließen in unseren 67 Konventen an einem Tag eine Mahlzeit auszusparen. Der Wert des Essens wird gesammelt und das Geld in unser Provinzixalat übergeben. Die Verwendung ist karitativ, variiert jedoch von Jahr zu Jahr. Entweder wird eine, werden mehrere Familien oder bedürftige Schüler durch den Kauf von Schulutensilien unterstützt“, erklärt Schwester Mary Princy. Der Heiligabend ist natürlich der Höhepunkt der Weihnachtszeit. Am Morgen des 24. Dezember werden in den Kirchen Krippen aufgestellt und Weihnachtsbäume geschmückt. Auch in vielen Familien in Sri Lanka beginnt der Festtag auf diese Weise. In einer Mitternachtsmesse feiert man die Geburt Jesu, auch Hindus und Buddhisten teilen manchmal diese Momente mit den Christen. Anschließend feiert man in den Familien. Die Ordensschwestern kommen zum gemeinsamen Essen und zur Bescherung zusammen, bevor sie mit ihren wenigen Klientinnen feiern, die über Weihnachten in den Einrichtungen bleiben. Wenn man dann des nachts in den srilankischen Himmel schaut, rieselt ein bunter Sternenregen herab, der von einem der Weihnachtsfeuerwerke beschert wird, für die Sri Lanka so berühmt ist.

Fotos:
5: Sumudu betrachtet freudig die Krippe die sie im Rehabilitationszentrum Nayakakanda mit einigen Mädchen aufgestellt hat



19: Der Verkündigungsengel überbringt Maria die frohe Botschaft im Krippenspiel


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16: An traditionellen Tänzen erfreuen sich viele Menschen bei den Weihnachtsfeiern



39: Das traditionelle Krippenspiel gehört zur Einstimmung auf Weihnachten dazu



54/71/77: Santa Clause beschert Freude im Waisenhaus





44: Der Kinderchor singt lustig verkleidet festliche Lieder



98: Schwester Mary Sarojini, Schwester Mary Dinesha, Schwester Mary Rosary die Leiterin des Waisenhauses in Nayakakanda und ich genießen die wunderschöne Weihnachtsfeier

Die Geschichte des Beelener Trödeltreffprojektes und Hintergrundinformationen - mein Praktikumsplatz

Weihnachten- eine Zeit der Mitmenschlichkeit und der Herzenswärme. „Wir erfahren in Sri Lanka zum Glück nicht nur an Weihnachten, dass Werte wie Nächstenliebe noch zählen“. Mit einem Lächeln im Gesicht berichtet mir Schwester Mary Judith von ihrer über 14-jährigen Zusammenarbeit mit der Warendorfer Trödeltreffgruppe der Aktion Kinderhilfe Münster e.V.: „Angefangen hat alles schon vor meiner Zeit“, so Schwester Judith. Die Aktionen des Warendorfer Trödeltreffs, der inzwischen regelmäßig im Pfarrheim St. Josef stattfindet, begannen vor fast 23 Jahren in den Räumlichkeiten des Hauses der Familie. Der „Poor Fund“(die Armenhilfe) hat sich bis heute auf verschiedenen Ebenen als aktives Hilfsnetzwerk bewährt und etabliert. Ein Teil der Trödeltreffeinnahmen kommt bedürftigen Menschen in Armutsvierteln zu Gute. Die Schwestern vom Guten Hirten unterrichten die Verwalterin des Poor Funds aus weiten Teilen Sri Lankas über ihren finanziellen Bedarf, um Menschen in Not versorgen zu können. „Ein fester Stamm von Familien erhält monatlich je nach individueller Problemlage eine finanzielle Hilfe, um in erster Linie den Grundlebensbedarf an Nahrungsmitteln und Kleidung zu decken“, erzählt Schwester Mary Judith. Auf Grund der unzureichenden Lebensverhältnisse haben viele Familien oft mit Krankheiten zu kämpfen. Das Geld hilft Medikamente anzuschaffen und Behandlungen von z.B. Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten vorzunehmen. Oft nehmen die Familien eine mehrstündige Anreise auf sich, um von Schwester Mary Judith versorgt werden zu können. Bei jedem Besuch verteilt die gutherzige Schwester Lebensmittelpakete. „ Einmal im Jahr verteilen wir Schulhefte an die Familien, denn Schulbildung ist für die Zukunftsgestaltung der wichtigste Schlüssel“, weiß die erfahrene Ordensschwester. Bei all ihren Hilfsaktivitäten sieht sie die Individualsituation der Menschen: „So haben wir für einige Familien Arbeitsutensilien wie eine Nähmaschine angeschafft, um sich ein kleines Gewerbe aufbauen zu können. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier von fundamentalem Wert zur Überlebenssicherung“. Auch Einrichtungen der Schwestern wie das Waisenhaus St. Joseph’s Class in Nayakakanda werden vom Poor Fund regelmäßig unterstützt. Neben der Versorgung der Waisen mit Nahrung und Kleidung, wird auch der Bildungsbereich gefördert. Nachhilfeklassen in verschiedensten Fächern werden mit Hilfe des Warendorfer Projekts finanziert. Die Unterstützung des Schulbereichs liegt den Schwestern sehr am Herzen. Sie ermöglichen bedürftigen Kindern einen zahlungsfreien Schulbesuch, schaffen die nötigen Bücher sowie Lernutensilien und Schulbekleidung an. Unter anderem wird die nötige Versorgung mit Mahlzeiten während der Schulzeit und zu Hause von den Spenden unterstützt. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in einigen Teilen Sri Lankas machen Tausende zu Opfern von Gewalt und Hungersnöten. Im Bereich von Jaffna hilft das Geld des Trödeltreffs den Schwestern Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, die dort auf Grund der Gebietssperrung so unerschwinglich sind, dass Familien verhungern müssen. „Wenn Menschen sich so für Menschen einsetzen, wie diese Frauen in Deutschland, dann wird Jesu Liebe unter uns neu geboren“, lächelt Schwester Mary Judith. (Fortsetzung folgt). Der nächste Trödeltreff findet in Warendorf übrigens am 13. Januar von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr im Pfarrheim St. Josef statt. Die Abgabe von Sachspenden kann am 12. Januar von 16.00 Uhr bis 17.30 Uhr erfolgen. Infos unter http://www.srilanka-waf.blogspot.com/ oder bei Elisabeth Wiengarten unter Telefon 02586/970034.




Foto 1. Der Poor Fund der Aktion Kinderhilfe in Zusammenarbeit mit den Schwestern – bedürftige Familien mit Kindern werden unterstützt, besonders wenn die Frauen von den Männern verlassen wurden oder in Bürgerkriegssituationen umkamen. Oft müssen die Frauen dann Kinder und auch Großeltern versorgen.





Foto 2 Auch die bedürftigen Kinder vieler Schulen erfahren Hilfe durch die Warendorfer Aktion – zu Weihnachten – auf dem Foto – erhalten die Kinder ein Geschenk.



Foto 3 Die Mädchen des Waisenhauses erleben in der familiären Atmosphäre viel Positives. Auch das Waisenhaus wird durch die Warendorfer Trödeltreffs unterstützt. Hier feiern die Mädchen zusammen mit Nina Wiengarten



Foto 4 Die Mädchen des Waisenhauses in Nayakakanda (wo Nina z.Z. auch lebt) tanzen auf einer Weihnachtsfeier


Fot0 5 SChw. Mary Judith die Leiterin in Wattala-Naykakanda – sie verwaltet auch kompetent das Geld und liefert die Rechenschaftsberichte nach Deutschland. Hier im Gespräch mit einer Frau, die auch die Beratung der Schwestern sucht und deren Hilfe


„Freu dich mit mir! Es ist so traurig, sich allein zu freuen.“, hat Gotthold Ephraim Lessing einmal gesagt. Freude schenken und teilen, Gemeinschaft leben und erleben, das sind für die Arbeit der Schwestern vom Guten Hirten auf Sri Lanka gerade an Weihnachten wichtige Werte. „Weihnachten ist eine ganz besondere Zeit. Jesus wird neu geboren, er ist die personifizierte Liebe, die Gott uns neu schenkt. Menschen sehnen sich gerade jetzt nach Zuneigung, Verständnis und menschlicher Wärme. Ein bisschen von diesem weihnachtlichen Zauber versuchen wir an die Menschen hier weiterzugeben“, erzählt mir Schwester Mary Judith. Mit Hilfe des „Poor Fund“, den die engagierte Ordensschwester in Zusammenarbeit mit der Warendorfer Trödeltreffgruppe seit langer Zeit betreibt (die Glocke berichtete), versucht sie den Klienten der Einrichtungen des Ordens und bedürftigen Menschen in weiten Teilen Sri Lankas ein wenig Freude zu schenken. Schwester Mary Judith ist es sehr wichtig, dass die Menschen in Warendorf und Umgebung wissen, wie das gesammelte Geld und das Geld der Trödeltreffs verwendet wird. „Geschenke sind für die Menschen die wir unterstützen etwas ganz besonderes und das nicht unbedingt im materiellen Sinne. Viele haben kein Geld, um das Weihnachtsfest mit einem guten Essen, festlicher Kleidung und geschweige denn einer Bescherung zu feiern. Mit Hilfe des Geldes aus Deutschland können wir in vielen unserer Institutionen Bescherungen ermöglichen und Familien zu einer festlichen Gestaltung des Weihnachtsabends verhelfen“, erzählt Schwester Mary Judith. Der Symbolcharakter, an jemanden zu denken und ihm Freude zu bereiten, das sind oft die entscheidenden Gedanken. Ob in Waisenhäusern, Schulen, Kirchengemeinden, Rehabilitationszentren wie dem St. Euphrasia’s Girls Home, im Hostel für berufstätige Frauen auf dem Gelände des Konvents in Nayakakanda, oder in den Kriegsgebieten um Jaffna und Batticaloa - überall dort wo die Ordensschwestern aktiv sind, feiern sie gemeinsam mit den Menschen. „In jeder Einrichtung gibt es eine Weihnachtsfeier. Dort verteilt der srilankische Santa Clause Geschenke, die vom „Poor Fund“ finanziert werden“, so die Ordensschwester. Existenzielle Dinge die für den alltäglichen Gebrauch von Nutzen sind machen die Menschen glücklich. In Schulen stecken Bücher, Schulutensilien und Kleidung in den Geschenktüten: In der Good Shepherd Girl School brachte der Weihnachtsmann in diesem Jahr Stifte, Etuis, Unterwäsche und Hausanzüge. Schulmaterialien und süße Überraschungen waren in den Geschenktüten der tamilischen Schüler des sonntäglichen Bibelunterrichts der Gemeinde Nayakakanda. Taschen, Röcke, Blusen sowie Kissenbezüge wurden an die Mädchen im Rehabilitationszentrum und die Frauen im Hostel verschenkt. Für Menschen in den Armenvierteln ermöglicht das Geld z.B. ein festliches Weihnachtsessen. „Wir danken allen Menschen, die das Projekt unterstützen. Ihre Hilfe ist ein unglaubliches Geschenk, das wir an die Menschen hier weitergeben“, spricht Schwester Mary Judith ihren herzlichen Dank an die Warendorfer Gruppe aus. Besonders grüßt sie aber auch alle Warendorfer, die regelmäßig beim Trödeltreff kaufen oder Sachspenden dort zum Verkauf abgeben.

Fotos:




12: Im Hostel für berufstätige Frauen in Nayakakanda auf dem Konventgelände wird bei Kerzenschein, Weihnachtsliedern und geschmücktem Baum gemeinsam mit den Weisen aus dem Morgenland gefeiert



40: glücklich öffnen die Frauen des Hostels ihre Geschenke




21: In der Good Shepherd Girl School in Nayakakanda verteilt Schulleiterin Schwester Mary Josepha Weihnachtstüten an junge Schülerinnen





32/34: Die Schüler des tamilischen Bibelunterrichts der Gemeinde Nayakakanda präsenteren ein farbenprächtiges Weihnachtsprogramm mit Tänzen und …





69: einem gelungenen Krippenspiel







Friday, December 08, 2006

"A life is worth more than a world" - Projekte in Sri Lanka und die gesellschaftlichen Probleme

Die Projekte während meines Auslandssemesters





Gestickte Kissen - in herrlichen Motiven





Team der Schwestern mit Nina Wiengarten







Karten werden gestickt - Verkaufsrenner in 2005






Taschen sind auch im Verkauf




„A life is worth more than a world“

Sri Lanka (niw).„A life is worth more than a world“, diesen Grundsatz prägte die Ordensgründerin der Schwestern vom Guten Hirten, Schwester Mary Euphrasia Pelletier. 1869 wurde die Ordensgemeinschaft auch in Sri Lanka etabliert. Eine Einrichtung dieser Art ist das St. Euphrasia’s Girls Home, ein Rehabilitationszentrum, in dem ich seit dem 28. August im Rahmen meines Auslandspraktikums für den Studiengang Sozialwesen mitwirke. So habe ich einen Einblick in die erschreckende Dimension der sozial-gesellschaftlichen Probleme erhalten, wie z.B. Vergewaltigungen, Drogensucht, Prostitution und familiäre Konflikte, die in dem männerdominierenden System Sri Lankas besonders Frauen betreffen. Den Wert eines jeden Menschen zu wahren, zu achten und ihn zur Entfaltung zu bringen, ist seit je her das Fundament auf dem die vielfältige Arbeit von Schwester Mary Niluka, Roshini, Muriel und Susila basiert. Mit einem zukunftsorientierten Blick versuchen die engagierten Frauen Projekte zur multidimensionalen Qualifikation und Ausbildung ihrer Klientinnen in beruflicher und individueller Hinsicht auf die Beine zu stellen. Das Warendorfer Trödeltreffprojekt der Aktion Kinderhilfe Münster e.V. schreitet durch die Vernetzung mit den Mädchen des Rehabilitationszentrums in diesen Weihnachtstagen in eine neue Dimension. „Das Projekt unterstützt die Hilfsprojekte unseres Ordens auf Sri Lanka seit Jahren. Auch die Karten unseres Waisenhauses hier in Wattala werden regelmäßig verkauft. So haben wir im Team die Projektidee zum Vertrieb von Handarbeitsprodukten in der Region von Familie Wiengarten entwickelt“, so die Leiterin Schwester Mary Niluka. Eine Finanzierung professioneller Berufstrainingsprogramme in den Bereichen Kosmetik, Backen, Computer und Handarbeiten stellt eine Säule des Projekts dar. „Durch eine gezielte Ausbildung ist es den Mädchen später möglich entweder einen guten Job zu erhalten oder von zu Hause aus ein eigenständiges Gewerbe mit dem Familienleben zu verbinden“, so Schwester Mary Niluka. Die Unterstützung ehemaliger Klientinnen mit Auftragsarbeiten für das Projekt liegt den Schwestern auch sehr am Herzen. „Unsere Taschen und die bemalten Kissenbezüge stammen von ehemaligen Klientinnen, denen wir durch die Abnahme ihrer Waren und mit Arbeitsaufträgen eine berufliche Sicherung und ein festes Einkommen ermöglichen“, so die Leiterin. Für die Zukunft der Mädchen tragen die Schwestern mit Hilfe des Projekts ebenfalls Sorge. Alle im Projekt involvierten jungen Frauen werden nach Stückzahl ihrer hergestellten Güter bezahlt. Das Geld wird auf Konten angelegt und als Starthilfe ausgezahlt, wenn die Klientinnen die Einrichtung verlassen


Schaffung von Zukunftsperspektiven


Sri Lanka (niw). Die Schaffung von Zukunftsperspektiven ist für viele Menschen in Sri Lanka das A und O, wo Armut der Grund vieler gesellschaftlicher Probleme ist. „Mit Hilfe des Handarbeitsprojekts können wir unseren Klientinnen Hoffnung und Zuversicht schenken, das ist ein unvorstellbar großes Geschenk“, so die Schwestern des Rehabilitationszentrums, die das Programm gezielt auf den Weg gebracht haben. In einem ersten Projektmeeting galt es die Nachfrage des deutschen Marktes zu ergründen, die sich in der Motiv- und Farbauswahl bei Handarbeiten merklich von den Ansprüchen des indischen Marktes unterscheidet. Auch stand die Auswahl von Handarbeitstechniken und Konzepten auf dem Programm. Im Team begaben sich die Ordensschwestern und ich in das Getümmel von Colombos Marktstraßen und suchten qualitative Baumwollstoffe in satten Grundfarben sowie für Stickmotive geeignetes Garn und Materialien aus. Aus Deutschland mit Motiven versorgt, konnte die Arbeitsphase nach dem Basiseinkauf beginnen und es hieß: „Ran an die Nadeln und Nähmaschinen“. „Unser Projekt soll zukunftsorientiert sein. Zur Weihnachtszeit möchten wir uns den Menschen in Beelen und Umgebung am 10. Dezember beim Weihnachtsmarkt durch unsere Handarbeiten vorstellen“, sind Buddhika, Nadeeka, Chandra, Chaturika und Banu, einige der begabten Handarbeiterinnen, gespannt auf den Verkaufsbeginn. Noch ist die Projektgruppe klein, doch im Januar wird Schwester Mary Niluka eine feste Einheit zusammenstellen. Das Resultat der wochenlangen Vorbereitung und der mühevollen Handarbeit kann sich sehen lassen: Kissenbezüge in verschiedenster Farb- und Motivauswahl, mit aufwändigen Bemalungen und Ornamenten sowie Stickereien. Angefangen von Janosch und Helmer-Heine-Motiven, über Blumen bis hin zu lustigen Bienen haben die begabten Mädchen eine breite Angebotspalette hergestellt. In regelmäßigen Abständen soll diese auch in den kommenden Jahren sowohl beim Warendorfer Trödeltreff als auch in diversen Geschäften in Beelen und Umgebung zum Verkauf ausliegen. Auch Lesezeichen, handbemalte Handytaschen und aus festem Leinen gearbeitete Handtaschen treffen zukünftig verschiedenste Geschmäcker. Am 1. November brachten wir die erste Sendung auf den Weg nach Deutschland, die zweite verließ Sri Lanka am 25. November. Die Mädchen sowie Schwester Niluka, Roshini, Muriel, Susila und ich wünschen allen Beelenern ein gesegnetes Weihnachtsfest. Wir wünschen uns, dass Jung und Alt an den liebevoll hergestellten Produkten ihre Freude haben.

Was wäre wenn...Gedanken zur Abschiebung der Familie Thadchannamoorthy

Zukunft – dieses Wort hat etwas Weites, etwas Offenes. Wenn ich das Wort „Zukunft“ mit meinen Lippen forme, eröffnet sich mir eine gewisse Grenzenlosigkeit. Doch was passiert, wenn ich das Wort „Zukunft“ in Gedanken wie eine Schablone auf fünf Menschen zuschneide, die momentan fast meinen gesamten Lebensinhalt darstellen, meine Gedanken, mein Handeln – von morgens bis abends? Die eben noch geträumten Farben, die Bilder von vielfältigen Lebensentwürfen, sie werden grau, dann schwarz. Eine Frage ist im Fall Thadchanamoorthy entscheidend, denn sie stellt sich beim Wort „Abschiebung“ im Allgemeinen, sie umkreist die Schicksale von Menschen, wie sie im Normalfall eintreten:
Was passiert, wenn ich die Zukunftsschablone auf Familie Thadchanamoorthy lege und die Schwestern vom Guten Hirten und mich ausradiere? Ich versuche diesen Regelfall mal zu konstruieren, symbolisch für sehr viele Abschiebungsopfer, die unser „sauberes“ Deutschland auf dem Gewissen hat…Die Gedanken sind nach unserem Grundgesetz noch frei, deswegen darf ich dies sagen.
Mit 10.000 Rupees in der Tasche am Flughafen in Sri Lanka angekommen – ohne Kleidung, ohne Medikamente, ohne lebenswichtige Impfungen, ohne die hier notwendigen Papiere. Bemerkt werden muss noch, dass der Flughafen 32 Kilometer von Colombo entfernt liegt. Alle Familienmitglieder sind ausgelaugt, von den tagelangen Strapazen, der gewaltsamen Trennung der Familie, die Kinder haben Angst, sie wissen nicht wie ihnen geschieht. „Warum?“, die Frage in den Köpfen aller. Eine entfernte Verwandte erfährt von der plötzlichen Abschiebung, die Angehörigen in Deutschland haben sie verständigt. In Sri Lanka hat Familie Thadchanamoorthy niemanden mehr, alle leben verstreut in europäischen Ländern oder wurden massakriert. Der Sohn der alten Dame holt die fünf verstörten Menschen vom Flughafen ab und bringt sie nach Kotahena in einen Bungalow. Die ältere Dame und ihr Sohn werden schon bald in ein europäisches Land aufbrechen, in dem sie ein neues Leben beginnen werden. Sie haben das Ausreisevisum in der Tasche. Ein Leben erwartet sie also, vielleicht so, wie Familie Thadchanamoorthy es noch vor wenigen Stunden in Deutschland hatte. Nachdem der junge Mann mit seinem Auto weggefahren ist, ist die Familie Kiddinan/Thadchanamoorthy allein, völlig allein, sich selbst überlassen. Angekommen im Bungalow. Es ist stickig, heiß, es stinkt bestialisch – von den siffigen Toiletten zieht der Gestank durch die Zimmer, in denen Menschen über Menschen zusammengepfercht hausen. Viele sind krank. Schwere, grippale Infekte, Windpocken, ein einziger Herd von Erregern - die junge Abineaja hatte noch keine Windpocken. 300 Rupees am Tag für die Miete, 75 Rupees für ein schlechtes Essen pro Person. Auch gegen Typhus besteht keine Immunisierung. Auf Grund der Hitze ist das Essen schnell verderblich, mit den Zutaten muss höchst vorsichtig umgegangen werden, sonst bleiben schwere Infekte nicht aus. 675 Rupees muss Familie Thadchanamoorthy pro Tag zahlen, nur für das Nötigste. Dazu kommt der Kauf von Kleidung, sie haben ja nichts bei sich. Eine Bluse für Menaka: 200 Rupees, ein Rock: 300 Rupees, eine Hose für ihren Mann Kiddinan: 600 Rupees, ein Hemd: 300 Rupees, ein T-Shirt für Apisan: 200 Rupees, eine Hose noch mal 200 Rupees, ein Kleid für Apirami: 300 Rupees, ein Kleid für Abineaja: 200 Rupees = 2300 Rupees . Mit dem Geld werden sie nicht einmal 2 Wochen auskommen - und dann? Ich möchte jetzt einmal ein gedankliches Spiel machen, denn auch das ist nicht verboten. Jeder Leser kann sich dann selbst ein Bild machen.

Fall 1:
Ab auf die Straße. Und dann? – Sind diese fünf Menschen ohne gültige ID den Wellen des Krieges ausgeliefert, die derzeit in alle Richtungen ausschlagen. Für die tamilische Minderheit ist die Gefahr unermesslich und unberechenbar. Ob Regierung oder LTTE, von allen Seiten wird ihnen die Hölle heiß gemacht. Vergeltung auf der einen Seite, Entführungen von Kindern, um sie als Soldaten zu missbrauchen, Erpressungen und Hinrichtungen auf der andren Seite. Wer hier welches Verbrechen begeht, kann mittlerweile nicht mehr auseinandergehalten werden. Ich denke, dass es auch für die Regierung schwer ist Täter überhaupt festzustellen. Gewalt verschwimmt, Gewalt überschwemmt Sri Lanka mit blutroten Fluten. In den Herzen der Familienmitglieder herrscht brutale Angst. Angst vor Vergeltungsanschlägen, vor dem Hass gegen Tamilen, der die ethnische Säuberung in Sri Lanka vorantreibt und gerade im Moment die Selbstjustiz in unbeherrschbarem Maße überschwappen lässt – Entführungen, Tötungen, Hinrichtungen. Kinder werden als Soldaten missbraucht, weiße Bullis fahren umher, geisterhaft tauchen sie auf. Menschen werden plötzlich hineingezerrt, ohne Nummernschilder brausen sie davon, ins Nirgendwo. Menschen werden zerstückelt, abgeschlachtet. Nach Tagen oder Wochen findet man plötzlich tote Körper – dies ist Freunden der Familie Thadchanamoorthy schon geschehen. Dies könnte auch ihr Schicksal sein: Die fünf Warendorfer werden irgendwo aufgefunden, tot, abgeschlachtet, verstümmelt – wie Vieh. Ende Fall 1.

Fall 2: Auch die Polizei ist hier nicht „der Freund und Helfer“, Korruption ist das Zauberwort. Kontrolltrupps dringen in Häuser ein, kontrollieren die Menschen bis aufs Blut. Dann werden Fragen gestellt, Misstrauen wächst und wächst und wächst und plötzlich hat Familie Thadchanamoorthy in den Augen der Polizeibeamten etwas mit der LTTE zu tun, das geht schnell. Und dann? Sie werden verhaftet. Und dann? Sie werden abgeknallt. – Die Polizei tötet hier auch schon mal, die Schwestern wissen Geschichten davon zu berichten. Angst herrscht auf beiden Seiten, bei den Tamilen und bei den Singhalesen und bestimmt das Handeln.
Ende Fall 2

Fall 3: Was wäre, wenn Familie Thadchanamoorthy es trotzdem schaffen würde? „Schaffen“, könnte dann so aussehen: Eine Bude aus Brettern in einem der Armenviertel in Colombos Vorstädten. Wenn der Monsun kommt überschwemmt er die Häuser, in so vielen Gebieten sind den starken Regenfällen der letzten Wochen Menschen zum Opfer gefallen, ob mit ihrem Leben, oder ihre Behausungen wurden zerstört. Dann grassieren die Krankheiten wie Dengue Fieber, unzureichende sanitäre Anlagen infizieren die Kinder mit Krankheiten wie Typhus – ihr Immunsystem ist so einem Leben nicht gewachsen. Leben unter der Armutsgrenze. Ende Fall 3.

Doch viel wahrscheinlicher sind die Fälle 1 und 2: der Tod. Familie Thadchanamoorthy würde früher oder später in die Mühlen des Krieges geraten und die Warendorfer würden ihr Leben in dem Land lassen, vor dem sie einst Schutz in unseren Breiten suchten. Zukunft ist also nicht in jedem Fall offen und weit. Der Fall Thadchanamoorthy wäre schnell beendet und das „wäre“ kann schnell zum „ist“ werden. Diese Fiktion kann in diesen Tagen schnell zur bitteren Realität werden. Zukunft ist für viele Menschen verdammt kurz, die abgeschoben werden, da bin ich mir 100%ig sicher. Abschiebungen vernichten Existenzen, dafür steht der Fall Thadchanamoorthy in höchstem Maße auch symbolisch
.
Jetzt kommen mir folgende Gedanken und die sind ja bekanntlich frei, denn seine Meinung zu äußern ist zum Glück in Deutschland noch nach dem Grundgesetz erlaubt: Das Fazit meiner „Was wäre wenn…“ Geschichte: Die Verantwortlichen von Bund, Ländern und Kreisverwaltung von Mitverantwortlichen hätten die Familie in den Tod getrieben, in den faktischen oder seelischen, so kann ich aus meinen Erfahrungen vor Ort schließen.

Meine Eltern haben mich immer gelehrt, dass es sehr wichtig ist, eigene Fehler zuzugeben. Dass dies die eigentliche menschliche Größe ist. Es ist nicht einfach, ich kenne dies von mir selbst. Aber trotzdem bitte ich eindringlich:
Holt diese Familie zurück.
Sorgt in Deutschland dafür, dass keine tamilischen Menschen mehr abgeschoben werden. Sorgt dafür, dass die Familie zurückgeholt wird.
Ich versichere: Es stimmt nicht, dass man sich mit dem Einreisevisum hier einfach anmelden kann. Ich habe selbst erlebt, dass man Herrn Thadchanamoorthy gesagt hat, dass nur Tamilen aus Deutschland abgeschoben werden, die bei der LTTE mitgemacht haben. Das war aber bei ihm nicht der Fall. Wären die Schwestern und ich nicht gewesen, dann ...? Doch ein Aufenthalt ohne gültige Papiere ist hier nicht möglich. Herr Kiddinan Thadchanamoorthy ist ohne gültige Papiere ausgewiesen worden. Dies kann ich bezeugen. Auch andere Papiere fehlten. Die Kinder sind krank. Ihnen fehlen notwendige Impfungen. Ich selbst will Sozialarbeiterin werden. Schon mir als Studentin ist klar, dass die Kinder vor der Ausweisung medizinische Betreuung benötigt hätten. Warum ist der zuständige Sozialarbeiter dieser Verpflichtung nicht nachgekommen? Er hat den Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder entzogen, indem er sie in einer Pflegefamilie untergebracht hat. Ist durch die Kreisverwaltung das Handeln des Sozialarbeiters überprüft worden? Frau Thadchanamoorthy ist schon krank hier angekommen. Sie ist immer noch krank, der Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag. Ich frage die Kreisverwaltung: Was für ein Arzt untersucht die Familien vor der Abschiebung? Warum zählten nicht die Arztgutachten der Ärzte, die Frau Thadchanamoothy schon länger medizinisch betreut haben? Ich habe gehört, dieser Arzt, (kann man ihn Abschiebearzt nennen?) auch viele andere Untersuchungen im Kreis Warendorf macht. Ist es so, dass auch bei anderen Flüchtlingen vorherige Arztgutachten nicht mehr zählen? Dies habe ich von Mitstreitern aus Deutschland gehört. Falls es so ist, denke ich, dass die Deutsche Ärztekammer hier Überprüfungen einleiten sollte und die Mitglieder des Kreistages bitte ich hier Untersuchungen einzuleiten.

Nina Wiengarten



Apisan ist völlig von Moskitos zerstochen. Er leidet sehr.




Frau Thadchanamoorthy ist schon krank angekommen. Sie ist völlig zerbrochen und schläft überall ein.


Sunday, December 03, 2006

Sehnsucht..

Sehnsucht…

nach Ruhe, unbeschwerten Momenten, innerer Gelassenheit, dem Bewusstsein für den Sinn des Aufenthaltes hier...
Schon lange habe ich mich nicht mehr persönlich bei euch gemeldet. Das, was ihr von mir gehört habt, war in letzter Zeit wahrlich nicht viel, aber in Form meiner Berichte über die Warendorfer Abschiebung wart ihr immer live dabei in meinem Lebensalltag hier. Dieser Lebensalltag dreht sich bis heute fast ausschließlich um die Unterstützung der Opfer unserer Abschiebepolitik. Das Schicksal dieser Familie deckt den Bereich der „Flüchtlingshilfe“, sprich einer großen Säule der Sozialen Arbeit geradezu perfekt ab. Ich bin hier mitten in der Praxis – den theoretischen Part erfahre ich in meinem Feldseminar bei der Gemeinnützigen Gesellschaft für Asyl Suchende (GGUA) in Münster, wenn ich zurück nach Deutschland komme und der Unialltag anbricht.

Doch das alles stimmt mich keinesfalls zuversichtlich oder glücklich. Ich bin alles relativ satt, so verdammt satt. Ich bin innerlich müde, ausgedörrt. Im Moment gibt es nicht viel Schönes über abenteuerliche Entdeckungen der Landeskultur zu berichten – die anfänglich bunte Aufregung hat sich in der Rubrik „Arbeit“ mittlerweile in ein nüchternes und erschreckendes Alltagsbild verwandelt. Die Landessituation spitzt sich zu, das neuste Bombenattentat in der Einkaufsmeile Colombos spricht für die Brisanz und die Eskalation der Gewalt. Im Rahmen meiner Arbeit mit der Familie habe ich schon so häufig die Ressentiments und den erniedrigenden Umgang gegenüber tamilischen Mitbürgern erfahren. Tamilen = LTTE, so läuft das hier im Moment. Ohne die Bürgschaft der Ordensschwestern wäre Familie Thadchanamoorthy des Öfteren bedrohlichen, wenn nicht sogar lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt gewesen, die unsere Politiker zu verantworten haben. Ich möchte am liebsten alles herausschreien, was sich in mir angestaut hat – all diese Wut und die Betroffenheit, die mich lähmen.
Die Betroffenheit über die zerstörerische Kraft des Hasses, der hier in Sri Lanka um sich greift, die Betroffenheit über die rücksichtslose Abschiebepraxis unseres Kreises unter der Leitung von Landrat Dr. Gericke. Er sollte sich gründlich vor Augen halten, was hier im Moment los ist, wie gefährlich es gerade für Tamilen ist, wie diese Familie hier leidet, unter Krankheiten und dem zerstörerischen Misstrauen der eigenen Mitmenschen. Es ist unerträglich, es zerdrückt mich fast. Ich spüre nichts vom Advent, nichts von dem inneren Weg zur Geburt Jesu. Ich spüre oft lähmende Verzweiflung, in der ich in meinem Strudel aus Gedanken gefangen bin. „Reisen bis zum 31. Dezember abgesagt“, thront eine Überschrift auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. So weit ist es also gekommen. Die Lage in Sri Lanka wird offiziell als so bedenklich eingestuft, dass von Reisen hierher abgeraten wird und Buchungen storniert werden können. Ich bin gefangen im goldenen Käfig. Mein einziger Lebensinhalt besteht im Moment darin, fünf Menschen einen kleinen Funken Hoffnung zu schenken, ihnen zu helfen in diesem Land nicht völlig unterzugehen – das raubt mir auf Dauer auch meine Kraft. Ich bin kein Roboter, der unendliche Energiereserven aufbringen kann. Am letzen Wochenende habe ich mir seit Langem eine Auszeit gegönnt. Schwimmen, Relaxen, Sonne tanken – es war Balsam für die Seele. Doch spüre ich, dass ich oft so ausgebrannt bin, dass dieser eine Tag bei Weitem nicht ausreichend Kraft spenden konnte. Auch die Aussicht auf Kultur und Reisen rinnt wie Sand durch meine Finger. Auf Grund der gefährlichen Landessituation kann ich diesen Teil meines Sri Lanka Aufenthalts wahrscheinlich an den Nagel hängen – aus der Traum. Der Hoffnungstropfen auf dem heißen Stein ist im Moment meine Anleiterin Schwester Niluka. Mit ihr kann ich lachen, der Kontakt zu ihr lenkt mich ein wenig von meinem inneren Stress ab, das tut gut und ich weiß jetzt schon, dass ich sie unheimlich vermissen werde, wenn ich im Flieger nach Deutschland sitze. Es gibt also doch etwas, an dem mein Herz hängt – die Gemeinschaft mit den Schwestern. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich im Kreise eines Ordens so wohl fühlen könnte, so sicher und herzlich aufgenommen. Viele dieser „Damen“ habe ich wahrlich in mein Herz geschlossen.

Es tut mir leid, dass ich euch in meinem ersten persönlichen Tagebucheintrag nach langer Zeit keine Topstory über ein Paradies liefern kann, ich kann euch die Realität nur durch meine Augen sehen lassen.

Als nächstes werde ich einen Bericht über ein Handarbeitsprojekt in den Blog stellen, das ich vor der Abschiebung mit den Schwestern des Rehabilitationszentrums, meiner eigentlichen Hauptarbeitsstelle, auf den Weg gebracht habe. Im Dezember werden wir dem Programm, im Rahmen eines weiteren Projektmeetings, noch mehr Struktur verleihen. Ich denke, damit erhält mein momentanes, tristes Alltagsbild im Endeffekt doch noch einen leuchtenden Farbtupfer.

In diesem Sinne hoffe ich auch von euch mal wieder den ein oder anderen „Farbtupfer“ in Kommentarform in mein Leben gemalt zu bekommen.

Love and Peace
Nina