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Friday, January 19, 2007

Die Villa König und der Bentotariver

Eine interessante jedoch um 180 Grad verdrehte Zeit wartete Neujahr auf uns, wir brachen nach Warapithya auf, um mit dem srilankischen Projektpartner von „New Home Beruwala“ einige Tage zu verbringen und gemeinsam in das Jahr 2007 zu feiern. Nach der dreistündigen Busreise durch Reisfelder und einem sagenhaften Ausblick auf die umliegende Jungelandschaft kündigten gepflasterte Straßen, und Geschäftsreihen, die uns bekannte Zivilisation an, die wir jedoch wenig vermisst hatten.
Vor einem in die Höhe ragenden eisernen Tor angekommen, las ich zu meiner Linken, auf einem in die Mauer eingelassenen Marmorstein, die Lettern „Villa König“. Was mochte sich hinter diesen Mauern verbergen? Ich hatte durch Erzählungen von Ali, Edna und Jürgen bereits erfahren, dass das Anwesen der prunkvolle Gegensatz zu dem ruhig gelegenen Häuschen in Yattapatha sei. Der Anblick, der sich mir nun bot, überstieg jedoch all meine Vorstellungen und Bilder, die ich in meinem Kopf geschaffen hatte. Über einen grazil geschlungenen, langen Schotterweg, gesäumt von verschiedensten exotischen Pflanzen, die Umgebung geziert mit Teichen und Brunnen, gaben die Palmen den Blick auf das Haus frei. Ich betrat ein dreistöckiges Gebäude, das von vier Terrassen umsäumt wurde und mit Balkonen auf allen Ebenen sowie einem großflächigen Sonnendeck gespickt war. Antike Möbel, Ledersessel, schwere Holzschränke und Bögen zierten den weiten Wohnraum, deren offene Mitte nach unten die Wohnung von Anura und seiner Familie frei gab, nach oben hin führte eine grazile Holztreppe auf die im Mosaikstil gekachelte Terrasse. Ich hatte das Gefühl, mich in einem kleinen Schlösschen zu befinden, ein Märchen direkt am Bentotariver. In der mittleren Etage, in der unter anderem Anuras Zieheltern aus Deutschland ihre Zeit verbringen, wenn sie ihren Sohn besuchen, befanden sich auch unsere Schlafräume. Ali, Edna, Jürgen und ich zogen in ein Zimmer ein, ein weiteres wurde von Tina und Heinz belegt, Verwandte von Ali aus Sendenhorst, die ihre Urlaubstage auf Sri Lanka verbringen wollten. Die Umgebung bietet natürlich jedem Gast den perfekten Erholungscharakter. Mit einer windigen Bootstour starteten wir am Neujahrstag bei fulminantem „Sun-Shine-Weather“ in den Morgen. Anuras Sohn Björn erkundete mit uns den Bentotaganga und führte uns zu einer kleinen Insel in mitten des Flusses. Dort taten Toddiworker ihre Arbeit. Sie gewannen Alkohol aus der unreifen Kokosnuss und klettern dabei windig und flink auf den Meter hohen Palmen umher. Nachdem wir das beeindruckende Schauspiel eine ganze Weile betrachtet hatten, lud man uns zu einem guten Schluck Toddi ein. Mir sagte der säuerlich-herbe Geschmack nicht wirklich zu (diejenigen von euch, die mich etwas genauer kennen, dürften ja wissen, dass es so gut wie unmöglich ist meinen alkoholfeindlichen Gaumen mit Schnaps und Co. zu erfreuen J).
Nach einer sonnenverwöhnten, langen Bootsfahrt, auf der wir durch die Mangroven glitten, die einen dichten Wasserwald um uns formten, legten wir erneut an. Unser Ziel war „Little Adam“, das Erklimmen eines Felsens, auf der eine zierliche Tempelanlage erbaut war, die hoch über Bentota trumpfte. Schon auf dem Wasserweg hatten wir die Dagoba als kleinen weiß-schimmernden Fleck zwischen der dichten Vegetation des Felsens erkennen können.
Der Aufstieg ist für untrainierte Nichtsportfanatiker wie mich eher ein kleiner Graus, doch nach dem steilem Treppenaufgang oben angekommen, erschloss sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die facettenreiche grün-leuchtende Natur umher. Es heißt, dass Lord Buddha diesen Felsen einst betreten hat und so bekamen wir seinen legendären inStein eingelassenen Fußabdruck sowie die kunstvollen Tempelmalereien zu Gesicht, die die Geschichte des Buddhismuses in farbenfrohen Bildern zu erzählen vermochten.
Am Abend schmiss sich unsere Truppe in Schale, um uns auf unsere Silvesterparty einzustimmen, zu der uns Freunde von Anura eingeladen hatten. Der englische Gastgeber Roy, ein Zentnerkoloss, und seine Frau Pat waren ein sympathisches Gespann und mit einem „Welcome Sweetie“ begrüßt, konnte der lustige Abend, auf dem ebenso bombastischen Anwesen gleich unserem Feriendomizil, beginnen. Es wurden Kandydance und Feuerspiele geboten und das Essen verwöhnte unsere Gaumen mit bekannten Geschmäckern, die ich begonnen hatte im Laufe der Zeit doch ein wenig zu vermissen. Um Punkt 12 hießen wir das neue Jahr mit lautem Jubel und guten Wünschen für die kommenden 365 Tage willkommen. Schließlich schwangen wir ausgiebig unser Tanzbein, bevor wir nach dem ausgelassenen Abend im überladenen 3-Wheeler mit fünf Personen den Heimweg antraten.
Im neuen Jahr wurde der Genuss des Ausschlafens von allen Beteiligten ausgiebig ausgekostet. Erst nach einem späten, bunten Frühstück mit frischen Früchten und warmem Toast, brachen wir zu unserem Strandtag auf. In einem nur 100 Meter von der Brandung entfernten Hotel aalten wir uns auf den Sonnenliegen, die unter schattigen Palmen den Blick auf das türkisblaue Meer preis gaben. Der Tag stand zwar unter dem typisch touristischem Stern, doch gerne ließen wir uns einmal auf diese Ebene, um den Meeresduft, die Wellen, einen Strandspaziergang und eine entspannende Massage mit feinem, handgemachten Zimtöl im Hotelspa zu genießen.
Wir erfuhren von Anura, dass am Abend eine Perahera, eine der buddhistischen Feste zur Huldigung des Buddhazahns, stattfinden sollte. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, wenn uns schon die Möglichkeit verschlossen blieb, die sagenhafte Kandyperahera, die bis zu 15 Tagen andauert und stets in den Aprilmonaten stattfindet, nicht miterleben zu können. Auf drei Motorrädern brausten wir später durch die kühle Nachtluft, auf der Suche nach dem Startpunkt der Feierlichkeit, wo Elefanten und Tänzer durch das Anlegen des kunstvollen Körperschmucks auf den Umzug vorbereitet wurden. Wir fanden den Tempel des Geschehens. In einem Meer von Lichtern, strahlend sanft erleuchtet, schmückte man die Tiere mit goldenen Stoffen, die Tänzer lächelten uns freundlich zu und kamen in Scharen auf dem Tempelplatz zusammen, wo sie sich sichtlich freudig auf ihren „Großen Abend“ vorbereiteten. Dann hieß es warten…warten…warten…warten…und – es verstrichen vier Stunden ohne dass sich etwas tat. Das ist eben srilankisches Zeitverständnis, doch müde vom langen Stehen und mittlerweile eher lustlos, gaben wir schließlich auf und brachen den Heimweg an. Noch in den Morgenstunden um sechs Uhr dröhnte die Festmusik der Perahera zu uns in die Zimmer – das Fest musste wirklich ziemlich spät in Gang gekommen sein!
Nach einem relaxten Tag auf dem Sonnendeck, gutem Essen, langen Gesprächen in lustiger Atmosphäre und einem traumhaften Sonnenuntergang, hieß es am nächsten Morgen, nach vier Tagen, Abschied nehmen, wir brachen erneut für eine letzte Woche nach Yattapatha auf, um mit Kamani und ihrer Familie ein paar letzte Tage zu verbringen.