Friday, January 19, 2007

Der Dschungeltempel



Was für ein Gefühl, endlich wieder in satter Natur zu leben, so fern von den Einflüssen des typischen Lebens – wir fühlten uns sogleich erneut heimisch, mit Herz und Seele dem kleinen, stillen Ort verbunden, zu dem wir zurückgekehrt waren. Feingearbeitete, breite Liegstühle aus srilankischem, schweren Holz, waren unser Ruhepol auf der Veranda. Von dort sahen wir auf nebelverhangene Hügel, die hinter immergrüner Landschaft eine Dimension von Weite und Unendlichkeit vermuten ließen. Die Sonnenaufgänge waren ebenso unbeschreiblich schön. Das Gefühl von sanfter Wärme wachgeküsst zu werden, während goldenes Sonnenlicht mit schwerem Nachtnebel zusammentraf und ein faszinierendes Spiel von Farbreflexionen entstand – purer Seelenbalsam!
Die Natur, die uns so dankbar in ihren Schoß aufgenommen hatte, wollten wir genauer erkunden und so machten wir uns an einem der folgenden Tage zum nahe gelegenen Pujalena auf, um von dort zu einem im Dschungel gelegenen Buddhistentempel aufzubrechen.
Durch ein weites Teefeld drangen wir immer tiefer in das um uns dichter werdende Grün ein. Die Geräusche der Straßen verhallten mehr und mehr, uns verhüllende Schatten von hoch in die Luft ragenden Bäumen und eine Vielfalt von mystischen Lauten öffneten das Tor zum Dschungel. Kunstvoll auf dem Boden verschlungene, schlangenähnliche Wurzeln bildeten, mit Erde und Steinen verschmolzen, einen Naturpfad, der uns zielsicher, tiefer und tiefer in das Geheimnis der faszinierenden Unberührtheit einführte.
Von Mal zu Mal bemerkten wir farbenfrohe, flinke Beobachter, die vorsichtig unseren Schritt von den saftigen Sträuchern unseres Weges beäugten. Echsen von verschiedenster Farbvielfalt versetzten uns ins Staunen. Wir kam in den Genuss hoch oben in den Baumwipfeln Languren anzutreffen. Es ist schon in seltsames Gefühl die Tiere live in freier Wildbahn beobachten zu können und nicht hinter der Glasscheibe im Münsteraner Zoo.
Irgendwo in der Ferne ein sanftes Rauschen, das mit jedem Schritt zunehmend intensiver durch unsere Ohren rann. Schließlich lichtete sich der eben noch verschlossene Wald und gab einen Strom frei, der klares Wasser über schweres Gestein trieb. Dann Nervenkitzel – über eine schmale Hängebrücke, schwindelig vom schnellen Wasserstrom unter unseren Füßen, erreichten wir nach wackligem Gang das nächste grüne Tor, das uns, begleitet von einem klaren Quellbach, zum Aufgang des Tempelgeländes führte. Ein langer aus Natursteinen zu einer Treppe geformter Aufgang verhieß das Ausziehen des Schuhwerks. Vorsichtig bedachten wir jeden Schritt, da der steinige Grund uns unfreiwillig eine sehr schroffe Reflexzonenmassage bescherte. Die strahlend weiße Dagoba war am Fuß eines wendeltreppenartigen Aufgangs zum Tempel erbaut und bildete die erste Station. In einer Spirale gingen wir zum Tempel hinauf, der kunstvoll mit einem großen Felsen verschmolzen war. Leider trafen wir keinen Mönch an, er hatte wohl gerade Ausgang J. Vom Tempel aus führten die Aufgänge zu verschiedenen, kleinen Meditationshäusern, die verstreut in die Natur eingelassen waren. Das Anwesen war beeindruckend errichtet, insbesondere, weil es so plötzlich im verschlungenen Wald zum Vorschein kam.
Auf unserem Rückweg ließen wir uns an dem klaren Bach mit der Hängebrücke nieder und sprangen in das kühle Naturbecken, das die Steine umher auf natürliche Weise gebildet hatten. Ich ging ein Stück den Bachlauf entlang. Er wurde weit und das Wasser plätscherte seicht über ein Meer von Steinen, auf dem ich mich bis in die Bachmitte balancierte. Dieses Fleckchen hatte ich lieb gewonnen und so konnte ich mich nach einem trocknenden Sonnenbad nur schwer von der beeindruckenden Atmosphäre trennen, als wir den Heimweg antraten. Wir ließen das paradiesische Abenteuer nach dem Teefeld hinter uns.



























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