Friday, January 19, 2007

Dschungeltour Part 2

Herausforderungen gilt es offen zu begegnen. Nach diesem Motto begaben wir uns an einem weiteren Tag auf unsere Dschungeltour Part 2. Dieses Mal stand der Trip jedoch unter dem Stern eines rauen Abenteuers. Es galt sich den Weg in unwegsamem Gelände mit der Machete frei zu schlagen. Mit der Vorahnung, mir nicht wirklich überlegt zu haben., worauf ich mich dieses Mal eingelassen hatte, schnallte ich mir dünnsolige, jedoch meine einzigen geschlossenen Schuhe an die Fersen und folgte unserem charismatischen Guide
Somi. Dieser Mann ist ein Phänomen! Er versprüht urtümlichen Zauber, direkt in dem Moment, wenn man in seine tiefdunklen Augen blickt. Er hat wahrlich etwas Weises an sich. Mit der Natur im Einklang, lebt er seinen natürlichen Rhythmus im Herzen von Yattapatha in einer einfach Lehmhütte. Jeden Gang tut er ohne Schuhe, dort wo die Steine selbst durch die Sohlen der Trekkingsandalen einen Druck an unseren Fußsohlen ausüben, schreitet er flink und zielstrebig ohne sich zu quälen. Der Hammer! Man könnte meinen, er sei einer der Ureinwohner Sri Lankas, ein Vedda, der noch nicht von Zivilisationsgedanken verseucht im Einklang mit Mutter Natur lebt – vielleicht ist er ja tatsächlich einer der Urbrüder?
Sich zwar der nahenden Strapazen bewusst zu sein, sich aber doch in Somis sicheren Händen wissend, folgten wir ihm, der schnellen Schrittes immer höher in die Landschaft kletterte. Trekkingstöcke erleichterten Edna und mir den teilweise gewagt steilen Aufstieg. Die sengende Hitze trieb uns in Sekunden den blanken Schweiß auf die Stirn. Umkehren?! Doch andererseits trieb mich etwas weiter und weiter. Ich konnte mir dieses Abenteuer nicht entgehen lassen. Wann bekam ich schon die Gelegenheit mich fern von touristischen Pfaden mit einem waschechten Naturburschen durch den Dschungel zu kämpfen? In einem Teefeld wandten wir uns um. Ein weiter Ausblick auf das Tal mit unserem geschrumpften Haus ließ die schwindelerregende Höhe vermuten, in die wir uns immer weiter hinaufkämpfen würden. Dann wurde es dunkel. Wir hatten den Dschungel erreicht.

Auf laubig glitschigem Grund zwängten wir uns durch enge Baumreihen und Sträucher, immer auf der Hut vor roten Ameisen, die mit ihren scharfen Schneiden Schmerzen, gleich einer Injektionsnadel, auslösen können. Äste schlugen uns entgegen, oft war der Weg so unwegsam, dass wir ein Stück umkehren und uns mit der Machete neu durch den Wald schlagen mussten. Es ging auf und ab, beim Aufstieg versagten meine Kräfte, ich hatte am Morgen kaum etwas getrunken. Beim Abstieg ließ ich mich erschöpft in die Arme der Schwerkraft sinken und rutschte mehr die Hänge herab, als dass ich einen festen Grund unter den Sohlen verspürte. Alle zehn Meter suchte Somi eifrig die plagenden Blutegel von unseren Schuhen, die versuchten sich schmerzhaft durch die Socken fest zu beißen. Meine Grenze war erreicht! Die anderen trekkingerfahrenen Mitwanderer erfreuten sich des Tripps und taten heiter ihren Gang. Mich nahm man schließlich an den Anfang der Truppe, in der Befürchtung mich mit meinem Kriechtempo irgendwo zwischen den Baumreihen aus den Augen verlieren zu können. Doch eines faszinierte mich immer wieder: Somi. Ein Baum glich dem anderen, ein unheimlicher grüner Irrgarten schien uns verschluckt zu haben. Doch dieser Mann wusste genau wohin ihn seine Füße trugen. Mir war, als trüge er eine innere Landkarte samt Kompass mit sich. Sicher und behutsam führte er uns zu einem hoch auf einem Felsen gelegenen Aussichtspunkt, von wo wir in das grüne Tal blickten. Der Anblick linderte die Strapazen ein wenig und ruhig genoss ich die Momente auf dem Felsvorsprung, wo mein Körper merklich an Kraft zurückgewann. Dann der Abstieg.
Ich wollte am liebsten für immer dort oben sitzen bleiben, mich nur nicht wieder durch den Blätterkram herunterkämpfen. „Sollen wir dir einen 3-Wheeler bestellen?“, witzelten die anderen immer noch sichtlich gut gelaunt, über das wohl erbärmliche Bild, das ich als Wandermuffel abgegeben haben musste. Das hatte mir noch gefehlt, also Ohren auf Durchzug!
Letztlich spuckte uns das Dschungelmonster auf einem Teefeld aus, wo ich mir durch einen derben Ausrutscher eine stechende Schürfwunde zuzog – kommt vor! Aber das brachte mich nach allem innerlich zum Explodieren!

Wir rasteten bei dem Besitzer des Teefeldes, der, wie wahrscheinlich alle Dorfbewohner, mit Somi vertraut war. Geschickt hastete er eine Kokosnusspalme hinauf, um uns mit dem durstlöschenden Wasser einer King Kokonut Erholung zu bescheren. Was für ein Bild, wie dieser kleine, alte Mann in der Krone des Baumes die schweren Nüsse kappte. Ich sog das nahrhafte Wasser in einem Zug in mich auf. Der Trip hatte meine Körpertemperatur auf gefühlte Fiebergrade erhitzt.
Ich sah mir die Umgebung nun prüfend an, sie kam mir tatsächlich bekannt vor. Freude kam in mir auf. Somi hatte uns exakt an einen Punkt geführt, von wo ein schlängelnder Pfad nach einem kurzen Fußmarsch direkt an unserem Haus vorbeiführte – einfach unglaublich! Dieser Mann ist wahrlich eines von Gottes Meisterwerken.

In der Aussicht auf ein kühles Bad beschleunigte ich meinen Schritt und war heilfroh, als ich den Hang betrat, auf dem unser Quartier erholsam kaltes Wasser bereit hielt. Fazit: Es war eine Erfahrung wert…aber nur eine J!
Am 10. Januar war der abenteuerliche Traum plötzlich vorbei. Es galt, gemeinsam mit den Sendenhorstern, zum Konvent aufzubrechen, sie begleiteten mich für drei Tage nach Wattala. Um 6.00 a.m. brachte uns unser Fahrer zunächst in Richtung Balangoda, um uns das Handarbeitszentrum der „Good Shepherd Sisters“ anzusehen. Alfons, Edna und Jürgen wollten dort für ihre Projektgestaltung in Yattapatha einige Ideen gewinnen. Gegen 5.00 p.m. erreichten wir nach elfstündiger Fahrt mit schmerzenden Hinterteilen den Konvent. In den Tagen tauschten wir uns mit den Schwestern über Soziale Arbeit aus, besichtigten Institutionen, erkundeten die schönen Shoppingmeilen Colombos (die es trotz schlechter Vorhersagen seitens eingefleischter Sri-Lanka-Fans aus Deutschland dennoch gibt!) und verliehen unserem Urlaub mit einem italienischen Abend einen krönendenden Abschluss. Ein Märchen ging zu Ende…

















So, ihr Lieben, ein weiterer Tagebucheintrag ist vollendet. Seither habe ich mich mit Uniberichten befasst und führe meine Arbeit mit Familie Thadchanamoorthy weiter.
Innerlich plagt mich die Wehmut. Nur noch wenige Wochen und mein Flieger erhebt sich gen Dubai und liefert mich im lausigen Deutschland auf dem Düsseldorfer Flughafen ab. Ein Wechselbad der Gefühle durchströmt mich daher im Moment. Ich werde euch kurz vor meiner Abreise einen netten Abschiedskuss ins Netz schicken.












Trotz der vielen sozialen Probleme, die gerade in den letzten Monaten der aufkeimende Krieg mit sich gebracht hat …

…Ich liebe sie – die Perle des indischen Ozeans.

Love and Peace
Eure Nina

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