Saturday, September 09, 2006

I’m back again!!!

Ich gruesse Euch herzlichst- endlich bin ich wieder connected und kann etwas von mir hoeren lassen. Die aktuelle Zeit in Sri Lanka: 3.51 a.m.!!! Warum ich sozusagen mitten in der Nacht schreibe koennt ihr Euch wohl denken- Sweet Weekend und ich habe mein erstes Partyevent auf Sri Lanka mit viel Spass und Lachen hinter mich gebracht. Im Halbschlaf lasse ich fuer Euch nun meine zweite Woche auf dieser Insel revue passieren. Unsere Sisters sind wirklich in geradezu jeder Art von Sozialprojekten auf Sri Lanka involviert, die mit Problemlagen von Meadchen und Frauen zu tun haben. Allein auf dem Areal in Wattala fuehren die Damen acht Institutionen und Projekte! Die Einheimischen nennen den Standort deswegen auch “ the village”. Da unser Hauptprojekt, die Arbeit mit den Meadchen im Rehabilitationszentrum, in den Morgenstunden gezwungenermassen auf Eis liegt (Schule), hat uns unsere Anleiterin in der letzten Woche einen Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche auf unserem Geleande in Wattala verschafft, es war echt super interessant.
Am Montag haben wir einen Montessorikindergarten besucht. Von der Vielfalt des Materials waren wir beeindruckt. Vier “Klassen” wurden in einem Raum in unterschiedlichen Ecken unterrichtet- was fuer ein Geraeuschpegel. Oh my god, ich koennte mich da niemals konzentrieren. Meine Partnerin Bianca und ich waren von dem doch sehr strikten Umgang mit den Kindern, was Disziplin angeht, ein wenig geschockt. Wir hatten das Gefuehl, dass die kleinen Kids eher funktionieren als mit Hilfe des peadagogischen Ansatzes durch eigenes Exprimentieren reifen sollten. Wir wurden erneut mit den Unterschieden unserer Kulturen konfrontiert. Am Dienstag waren wir in der Good Shepherd Girls School zu Gast. 1400 disziplinierte junge Meadchen auf einem Haufen. Auch hier machten wir eine fuer uns befremdliche Erfahrung mit dem Versteandnis von Disziplin. In jeder Klasse in der wir uns vorstellten sprangen alle 40 -50 Schuelerinnen wie kleine Zinnsoldaten auf und begruessten uns mit “god bless”. Es durchfuhr uns jedes Mal aufs Neue wie ein Blitz. Mit einer Klasse kamen wir dann richtig gut ins Gespraech. Die Maedchen verloren schnell den ueberstilisierten Respekt und stellen jede Menge interessierte Fragen ueber uns, unsere Kultur und unser Land. Zum Schluss standen wir an der Tafel und schrieben unsere Adressen auf – es waere ja wirklich toll, wenn das ein oder andere Meadel uns vielleicht wirklich mal nach Deutschland schreibt, wenn wir zurueck sind! Eine wunderschoene Erfahrung machten wir in der “ Dance Class” Fuenfzig Meadchen fuehrten uns einen traditionellen asiatischen Tanz vor, einfach toll wie anmutig und synchron sie tanzten, nach dem Rhythmus der Trommel, die die Lehrerin schlug.
Am Mittwoch war dann der Besuch einer Alteneinrichtung dran. Altenarbeit bezieht sich in Sri Lanka eher auf die Versorgung mit den notwendigsten Basics fuer das taegliche Leben: Essen, Kleidung, medizinische Versorgung. Die Damen zeigten uns die Resultate ihres liebsten Hobbies, das Naehen, Stricken und Sticken. Wow, die Ladies sind wirklich begabt. Am Donnerstag bekamen wir den bisher wohl heftigsten Eindruck von einer Problemlage die ein Meadchen auf Sri Lanka ereilen kann. Wir besuchten ungewollt schwangere Muetter in einer Art Geburtshaus. Die Familien kommen moeglichst heimlich dorthin, wenn deren Tochter unverheiratet schwanger geworden ist. In diesem Haus kommen die Kinder zur Welt, dann entscheiden die Muetter, ob sie das Kind zur Adoption frei geben oder behalten. Das familiaere System ist jedoch so ausgelegt, dass solche Probleme offiziell nicht existieren, sie werden nie thematisiert, alles wird verheimlicht aus Angst die Leute koennten reden. Das Resultat ist dann oft, dass solche Maedchen keinen Mann zum Heiraten finden, was eine Schande fuer die Familie ist. Also ist Vertuschen das A und O. Die “ Sauberste” Loesung ist dann die Tochter nach der Geburt einfach abzuholen und so zu tun als waere nichts gewesen, als heatte sie wegen einer schweren Krankheit im Krankenhaus gelegen und kehrt nun wohl genesen nach Hause zurueck! Ihr koennt Euch denken, dass diese jungen Frauen durch das System regelrecht dazu gezwungen werden das Kind zur Adoption frei zu geben.
Was oft passiert, wenn sie es doch behalten: Die Familien und ihr menschliches Umfeld "verstossen" sie in vielen Feallen, sie werden regelrecht geaechtet, als Frauen, die in den Augen ihrer Mitmenschen komplett gescheitert sind. Das Schlimme ist auch, dass die verantwortlichen Maenner keinerlei Probleme zu spueren bekommen, sie koennen weiter sorglos Kinder zeugen und Spass haben, die Frauen dagegen tragen die komplette Last. Auch wenn Deutschand sehr strikt ist und wir uns oft ueber das einengende System beschweren, in dieser Beziehung weiss ich die Emanzipationsmoeglickeiten der Frau und ihrer Entfaltung, gerade im Umgang mit solcherlei Problem wirklich zu schaetzen. Das gesamte Thema der Sexualiteat und die Aufklaerung wie wir sie gerade im sozialarbeiterischen Bereich in Schulen kennen fehlt hier komplett. Manche Maedchen sind so unwissend, dass sie sich noch im sechsten Monat ueber ihren ploetzlich so dicken Bauch wundern. Dann versuchen die Familienangehoerigen die Maedchen oft mit Medikamenten vollzupumpen um eine Kindestoetung zu bewirken. Das Problem von Vergewaltigung durch Familienmitglieder ist auch enorm. Als Bianca und ich an diesem Morgen dieses Haus verliessen waren wir einfach nur still, wir waren voellig fertig. Wir hatten Bilder im Kopf von Fotos die uns gezeigt wurden: Strahlende baldige Eltern und daneben der leere tote Blick einer jungen Frau, die genau weiss, dass sie ihr eigen Fleisch und Blut an die strahlenden Menschen hinter sich verlieren wird. Auch wenn die Maedchen oft sagen: “ Ich bin gluecklich mit der Adoption meines Kindes, es geht ihm dann gut und ich kann mein Leben weiter leben”, dieser tote Ausdruck in ihren Gesichtern auf den Fotos spiegelt meiner Meinung nach oft eher die Wirklichkeit, den Verlust eines Teils Ihrer auf Grund eines Systems, dass ihnen oft keinen anderen Ausweg leasst!!! Das ist ein Thema, dass mich nicht losleasst, das mich mitnimmt.
Ich mache hier einen Cut. Wenn ihr mir zu diesem Thema etwas schreiben wollt, wuerde ich mich freuen, denn ich moechte mich gerne mal darueber austauschen. Ich komme abschliessend kurz zum Wochenende, was mir mal wieder den krassen Gegensatz des Sozialen Systems auf Sri Lanka veranschaulichte: Unbeschwertheit auf ganzer Linie: Auf Parties gehen, vom Fahrer durch Colombo kutschiert werden, zu jedem Geschaeft das man sehen moechte.
Es ist mittlerweile 5.00 Uhr und ich bin komplett muede. Ich hoffe Euch irgendwann auch mal ein paar Eindruecke ueber Strand und Meer bieten zu koennen. Bisher standen jedoch nur Arbeiten und am Wochende Besuche in Colombo auf dem Plan. Doch ich sehne mich richtig nach dem Meer und hoffe, dass ich bald einen Einblick in eine deer schoensten Seiten Sri Lankes gewinnen kann. Der Fotoanhang ist dann beim Posting natuerlich inklusive :-).

Also ihr Lieben, genug der Worte. Ich bin raus.
Wir sprechen uns voraussichtlich neachstes Wochenende. Bis dahin
Love und Peace
Nina

5 comments:

Anonymous said...

Hallo die Nina!
Kohomede?
Also das was du schreibst habe ich gar nicht mitbekommen. Da sieht man mal wie gut die das vertuschen können...

so wie sich das anhört habt ihr wohl ne super Praxisstelle erwischt, bei der ihr viel lernen könnt und mitnehmen könnt! Wollen wir es auf jeden fall mal hoffen... ;-)

Achso dann noch zur Party: gallery cafe gibt es lecker strawberry margaritha (ist aber auch ein wenig teurer), zum tanzen ist das rhythm & blues ganz nett und es gibt da n wahnsinnig leckeren japaner (irgendwo in der nähe von Mc!!! Aber du hast ja auch ortskundige an deiner seite ;-)

Ich will ganz viele Fotos sehen und sag bescheid, wenn du mal nach hikkaduwa oder Ambalangoda fahren solltest!

hast du eigentlich schon ein Handy oder so? Wer mal schön zu wissen!

So... Etti!!!

Gaaaanz liebe Grüße aus dem noch sonnigen Dülmen!!! Podi nangi

Anonymous said...

achso noch ne frage..... sind hier überhaupt schon bilder drauf? kennst mich ja... ein wenig verpeilt!!!

Anonymous said...

Liebe Nina,
wir haben schon am Telefon über deinen jüngsten Eintrag gesprochen. Ich finde es sehr interessant, welch breites Spektrum du kennen lernst. Ich hoffe, dass die Vielzahl der Arbeitsfelder der Schwestern auch für dich positive Erkenntnisse bringt.
Ich sagte dir auch schon, dass mich dein Text sehr betroffen gemacht hat. Ich fühlte mich als Adoptivmutter nicht gut. Puh - ich merkte wie sich mein Magen zusammenschnürte und ich dass Gefühl hatte, ein Stein liegt in meinem Bauch. Wenn auch Simon und Lara in einem anderen Haus geboren wurden, die Frauen waren älter, so war es doch komisch.
Inzwischen denke ich jedoch anders. Ich denke, dass die Arbeit der Schwestern auch in dem Adoptionsbereich wichtig ist. Katholische Schwestern können nicht unter den gesellschaftlichen Bedingungen, die auf Sri Lanka herrschen, alles umkrempeln. Sie versuchen Leben zu retten - so empfinde ich, wenn ich deinen Text öfter lese. Sie retten das Leben der Babys- aber auch in gewisser Weise das Leben der Mädchen. Obwohl es in vielen Fällen sicher besser wäre, wenn die Mädchen nicht wieder nach Hause gehen müssten.

ABer was ist bei uns in der Gesellschaft los. Sind wir humaner - sind wir wirklich fortschrittlicher? Im Zeitalter "just for fun" nimmt sich jeder bei uns was er will - wenn auch nicht jeder - so doch viele. Ich habe mit Interesse einen Eintrag auf der Seite von Heinz Janzen gelesen, der ja deinen 2. Eintrag hier kommentiert hat und dort gibt es einen Link zu seiner Seite. Ganz oben weißt er auf der Seite auf eine Demo in Berlin hin. Der Text lautet:

Samstag, September 09, 2006

1000 Kreuze für das Leben
Wusstet Ihr, dass in Deutschland täglich dreißig Schulklassen abgetrieben werden??!! (was einer Zahl von 1000 Abtreibungen entspricht?!!)
Im Jahr gibt der dt. Staat ca. 40 Millionen EURO für die Tötung von ungeborenen Kindern aus!
Mehr als 80% aller statistisch erfassten Abtreibungen werden aus Steuergeldern finanziert.

Das muss man sich mal innerlich reinziehen!!!Ich finde das echt krass! Von den psychischen Folgen für die Frau ganz zu schweigen! Und ich kenne Frauen, die abgetrieben haben. Und weiß wie sehr und wie lange sie gelitten haben, bis sie Jesu Vergebung annehmen konnten und Stück um Stück aufgearbeitet haben, was sie getan/zugelassen haben. Aus diesem Grund, sollten viele am 23. September 2006 an der Aktion "1000 Kreuze für das Leben in Berlin", 12.00 - 15.00 h teilnehmen. (Dunkle Kleidung erwünscht.) Nehmt Euch bitte dafür die Zeit und die Finanzen.

Weitere Information hierzu und allgemein zu diesem Thema findet Ihr hier. Falls Ihr keine Zeit/Geld (für die Fahrt) habt mitzukommen: betet für unser Land an diesem Punkt, auch und gerade an diesem 23.September.


P.S. Es soll keine verurteilende Plakate o.ä. bei dieser Aktion geben, sondern das Ziel ist durch die dunkle Kleidung und die weißen Kreuze allein ein Zeichen zu setzen.Einziges Banner ist das der Aktion selbst, mit der Aufschrift: 1000 Kreuze für das Leben Wir trauern um alle abgetriebenen Kinder

Liebe Nina,
täglich 30 Schulkassen abgetrieben, eine Unsumme von Geld dafür ausgegeben. Wieviel könnte mit diesem Geld geholfen werden.
Sind wir besser????
Ist usnere Gesellschaft besser?
Frauen haben mehr REchte -viel mehr REchte - das ist gut so - ich habe selbst stark in den 68-er-Jahren dafür gekämpft. ABer kann es sein, dass täglich 1000 lebensfähige Kinder getötet werden und fast niemand weiß davon oder will es wissen. Pille vergessen - Pille danach nicht genommen - mal eben abtreiben.....??? Es ist sicherlich nicht immer so, aber ich kenne viele Frauen und Männer, Mädchen und Jungen für die inzwischen die Abtreibung eine ARt Schwangerschaftsverhütungsmethode ist. Ich übertreibe hier nicht. Ich kenne die Fälle persönlich.
Somit denke ich´, dass vieles bei uns nicht besser ist als Auf Sri Lanka.
Ich denke vieles können wir auch von Menschen in ärmeren Ländern lernen, von ihrer Kultur, von ihrer Verantwortung und ich denke, dass die Schwestern ein gutes Beispiel dafür sind, dass man in einer anderen Kultur unter erschwerten Bedingungen "Humanitas" leben kann.
Ich glaube, dass der Glaube an Gott, an unseren christlichen Gott den Schwestern dabei Stärke gibt.

Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.
Ich denke an dich und bin sehr froh, dass du lebst und nicht abgetrieben wurdest.
Ich danke Gott dafür, dass du meine Tochter geworden bist.
Alles Liebe
Deine MAMA

Anonymous said...
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Anonymous said...

Wow,
das ist eine Seite von Sri Lanka, die mir zwar auf irgendeine Art bewusst war, aber wir haben sie, wie Anna schon schrieb, nicht "mitbekommen"... Schon krass, aber jetz mal ganz blöd, so ist das da nunmal... Man sollte sich vielleicht nicht ständig fragen, oder vergleichen, was ist in Deutschland besser, was nicht... Sri Lanka ist trotz seiner jetzigen Situation auf dem Vormarsch! Auch was die Emanzipation betrifft!!! Und wenn du dir die Gesellschaft dort mal genau anschaust, in den meisten Fällen haben die Frauen das Zepter in der Hand! Sri Lanka ist in der Entwicklung und das braucht nunmal einfach Zeit!!
Was soll ich sonst noch sagen?